Neue Broschüre: „Arbeitszeit statt Geld“

Wir freuen uns sehr, einen Text von Guenther Sandleben als Broschüre herausgeben zu dürfen. Der Text beruht auf einem Vortrag, den er letztes Jahr auf Einladung von uns gehalten hat und trägt den Titel „Arbeitszeit statt Geld. Wie Betriebe mit Arbeitszeit kalkulieren können“.

Der Text verdeutlicht, dass die Arbeitszeitrechnung keine abstrakte Utopie ist, sondern tatsächlich verwirklicht werden kann – und vieles schon vorhanden ist, was man dafür braucht.

Die Broschüre kann hier heruntergeladen werden:

Download

Inhalt:

Einführung 5
1. Arbeitszeitrechnung: eine Utopie? 8
2. Warum existieren Märkte? 16
3. Generelle Arbeitszeitrechnung statt Geldrechnung 22
4. Marktsozialismus? 26
5. Betriebliche Planung als Element der Planwirtschaft 30
6. Kostenrechnung und Arbeitszeitrechnung im Vergleich 36
7. Problem der Zuordnung allgemeiner Aufwendungen 46
8. Beispiel: Selbstkostenrechnung / Zuschlagskalkulation 52
9. Vorzüge einer Arbeitszeitrechnung 58

Einführung:

Wie ihr alle wisst, kalkulieren große und kleine Betriebe, Selbständige etc. in Geld- und Preisgrößen. Sie versuchen herauszufinden, wie hoch ihre Selbstkosten sind, wenn sie eine bestimmte Ware (oder Dienstleistung) herstellen und auf den Markt anbieten. Die Differenz aus dem realisierten Marktpreis, dem Verkaufserlös der Ware, und den Selbstkosten ist der Gewinn oder der Profit, wie dieser international meist bezeichnet wird. Kosten sind nichts anderes als die Preise der eingesetzten und verbrauchten Produktionselemente. Personalkosten und Sachkosten bilden die Hauptbestandteile.

Die Preis- oder Kostenrechnung enthält bereits heute jede Menge Arbeitszeitrechnung, auf die man gar nicht so leicht kommen mag. Unter Punkt 1 liefere ich einige Belege dafür, dass mit Arbeitszeiten längst gerechnet wird, sowohl direkt als auch indirekt. Um das zu illustrieren, gehe ich mit Euch in eine Pizzeria. Lasst Euch überraschen!

Die Herstellung der Pizza verursacht ebenso wie die Herstellung von Fahrrädern oder anderer Waren Kosten, und alle Waren haben einen Preis, der sich irgendwie auf dem Markt bildet. Was haben Preise mit Arbeitszeiten zu tun? Was sind Märkte? Solche Fragen führen zum Charakter der Ware, zu ihrem Wert und zur spezifisch gesellschaftlichen Form der Arbeit, die viel mit Preisen zu tun hat. Solche Fragen werden uns unter den Punkten 2 und 3 beschäftigen.

Vielleicht sind einige der Meinung, der Marktsozialismus könnte eine Alternative sein, weil er möglicherweise auf eine freie Assoziation der Produzenten abzielt. Unter Punkt 4 5möchte ich meine Kritik an dieser Auffassung darlegen. Für mich ist der Marktsozialismus eine Mogelpackung, in der alte Markt- und Herrschaftsverhältnisse fortexistieren.

Auf Unternehmens- und Betriebsebene wird intensiv geplant. Und je mehr die Arbeit innerhalb des Betriebs geteilt ist und je mehr Teilfunktionen und Vorprodukte zur verkaufsfähigen Ware zusammengeführt werden müssen, desto genauer und umfassender wird die Planung ausfallen. Deshalb schwärmt die Betriebswirtschaftslehre von der betrieblichen Planwirtschaft. Der Volkswirt, der sich mit Märkten beschäftigt, wittert hingegen die Abschaffung der Märkte und des kapitalistischen Eigentums und gerät in Panik.

Unter Punkt 5 möchte ich diese unterschiedliche Auffassung gegenüberstellen. Auch soll gezeigt werden, dass die überbetriebliche Produktionsverflechtung ebenso geplant und organisiert werden kann, wie man das mit der innerbetrieblichen Produktionsverflechtung heute bereits tut.

In den Folien 6 bis 8 vergleiche ich Kostenrechnung und allgemeine Arbeitszeitrechnung. Ein Schwerpunkt besteht darin, die Schwierigkeiten und Mängel der Kostenrechnung zu veranschaulichen. Die Kostenrechnung enthält einige Scheinkosten, die der Bereicherung des Vermögensbesitzers dienen. Ohne selbst zu arbeiten, erhält er Vermögenseinkommen, darunter Zins-, Pacht-, und Mieteinkommen, Lizenzgebühren. Hinzu kommen die nicht durch Arbeit zu rechtfertigenden hohen Einkommen aus Beraterverträgen, aus Management- und Unternehmertätigkeit.

Das ist aber nur die eine Seite. In einem weiteren Schwerpunkt gehe ich auf die Methoden und Verfahren der Kostenrechnung ein, um zu prüfen, inwieweit sie für die Arbeitszeitrechnung brauchbar sind. Wir können eine Menge lernen, so mein Resümee. Im letzten Punkt 9 fasse ich die Vorzüge einer Arbeitszeitrechnung zusammen.